Der israelische Architekt Skip Landau ist Mitte Vierzig, hat eine Frau und zwei Söhne. Er scheint sehr introvertiert und nachdenklich zu sein. Ohne Vorwarnung verlangt eine innere Stimme von ihm, an Orte zu reisen um jemandem zu helfen. Er folgt, weil er spürt, dass er keine Wahl hat. Es zeigt sich, dass jedesmal eine Katastrophe geschieht und seine Aufgabe darin besteht, Sterbende zu begleiten. Nein, nicht zu trösten, nicht zu stützen, sondern einfach da zu sein, wie ein Mittelsmann zwischen Leben und Tod. Natürlich irritiert dies seine Familie, die ihm nicht recht glauben kann, was er noch nicht einmal erklärt oder erklären kann. Seine Frau wird krank, sie stirbt. Skip fühlt sich in Distanz zu seinen Söhnen, in Distanz zu seinem Land Israel, zu seiner Herkunft Paris, zu Menschen, die ihm nahe stehen, sogar zu seinem Beruf. Obwohl seine Arbeit sehr geschätzt wird. Letztlich steht er in Distanz zu sich selbst und weiß nie so recht, inwieweit er sich selbst trauen kann.
Lebendiger wird er, als eine junge Frau in sein Leben tritt. Und er erneut den Versuch unternimmt, Heimat zu nehmen.
Es ist ein sehr sehr schwermütiges, nach innen gerichtetes Buch. Streckenweise macht es große Mühe, darin zu lesen, weil man sich wie unter Wasser vorkommt, keine wirklichen Geräusche oder Farben oder Gerüche dringen zum Leser durch. Mehrmals war ich versucht, es zur Seite zu legen. Aber bis zum Schluss konnte ich nicht recht erkennen, was die Autorin bewogen hat, diese Geschichte zu erzählen, sie gibt auch keine Auskunft über die merkwürdige innere Stimme. Sie schreibt, als seien dies alles nur Möglichkeiten, beliebig, nichts sicher, nichts festgefügt.
Das Thema scheint universal: Wo ist unser Ort auf der Welt, wo ist unser Ort im Leben?
Was mich wirklich beeindruckt hat, sind die Schilderungen Israels, Tel Avivs und angrenzender palästinensischer Gebiete. Ich entdeckte ein Israel, das ich glauben kann, ein Land des Vergessens und des Erinnerns, der Zuflucht und der Flüchtigkeit, des Schmerzes und übermütiger Hoffnung. In vielen kleinen Szenen schildert Hacker die Stimmung dieses so widersprüchlichen Landes. Ich bin nie dort gewesen, glaube jedoch, es noch nie so gut beschrieben gelesen zu haben.
Dennoch, weder eine leichte und noch eine heitere Lektüre.