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Håkan Nesser: Die Schatten und der Regen. Roman, btb, ISBN: 978-3-442-74261-5

Veröffentlicht am 30.05.2015

In einer Kleinstadt in Schweden, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Kinder, ein halbes Dutzend, sie wachsen heran, werden zu Jugendlichen, und noch wissen sie nicht, bis auf einen, dass sie schon gezeichnet sind, schon traumatisiert. David und Maria aus kleinbürgerlichem Mief, ohne nennenswerte Kommunikation und in steter Distanz zueinander wie auch zu ihren Eltern. Persson, Halbwaise und kontrollbesessen, stets mit einem Block und einem Stift unterwegs, um alle Beobachtungen zu erfassen, zu ordnen und statistisch darzustellen. Bengt-Olle mit dem Verstand eines Zwergkaninchens, der viel zu früh die Eltern verliert und damit Besitzer eines landwirtschaftlichen Anwesens wird. Sara, jüngster und einziger weiblicher Spross einer kinderreichen Sektenfamilie, die mit der Mutter jeden Halt und jede Struktur verloren hat, und naiv wie frisch gefallener Schnee ist. Und dann noch Viktor, Mörderkind, weil sein Vater seine Mutter erschlagen und dann sich selbst gerichtet hat. Der Makel macht ihn zum Außenseiter, sein Außenseitertum macht ihn außergewöhnlich und schließlich verliert er dabei seine Sprache.

Orientierungslos leben sie vor sich hin, in mehr oder weniger bewusster Beziehung zueinander, vier von ihnen leben als Kommune auf Bengt-Olles Hof. Bis etwas entsetzliches geschieht.

Dieses Ereignis wirkt wie ein Tropfen auf unbewegter Wasseroberfläche: dort wo der Tropfen aufschlägt, bombt er den Zusammenhalt auseinander in alle Richtungen, kreisförmig vom Ereignis fort. Jeder der jungen Leute hat ein ganz bestimmtes Bild von dem Vorfall im Kopf, sie glauben genau zu wissen, was geschehen ist. Damit leben sie drei Jahrzehnte lang. Jeder woanders auf der Welt, jeder in einer völlig anders gearteten Welt. Nach dreißig Jahren rollen die Wellen zurück. Viktor will sich dem, was damals passiert ist, stellen. Marie ruft ihren Bruder zu sich. Nur Persson lebt unbeleckt. Bis Viktor bei und mit ihm den ersten Schock erlebt. Es war alles ganz anders. Auf einmal wird klar, dass keiner das Bild des Geschehens ganz gesehen hat. In jedem Kopf finden sich Puzzleteile. Und zusammen finden sie, was wirklich passiert ist.

Das erschreckt vor allem den Leser. Denn unwillkürlich fragt der sich, ob auch er mit solchen Bildern im Kopf durchs Leben rennt, denen maßgebliche Bildbestandteile fehlen. Und wann dies wohl offensichtlich wird.

Psychologisch meisterhaft erzählt.

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