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Mirko Bonné: Nie mehr Nacht. Schöffling & Co, Frankfurt3-2013; ISBN 978-3-89561-406-4

Veröffentlicht am 17.01.2015

Ein Roman, dem man gewachsen sein muss.

Markus Lee reist in die Normandie mit dem Auftrag, Brücken zu zeichnen, die bei der Landung der Alliierten im Sommer 1944 von Bedeutung waren. Er soll sie so darstellen, dass ihre Geschichte aus den Bildern spricht, ihr Wesen, das verwundete und das wiederhergestellte. Er nimmt seinen pubertierenden Neffen Jesse mit, mit dem ihn die Trauer um Ira verbindet, Jesses Mutter und Markus´ Schwester, die sich in einer Garage mit Autoabgasen das Leben genommen hat. Sie verleben die Tage bei der Familie von Jesses Freund Niels. Der Vater von Niels, ein passionierter Vogelkundler, hütet aus Gründen der Kostenersparnis mit seiner Familie ein verlassenes Hotel am Meer. Eine liebevolle und warmherzige Familie, von der Jesse und Markus freundlich aufenommen werden. Aber schon auf der Fahrt hat Markus begonnen, Ballast abzuwerfen, Dinge aus seinem Leben zu entfernen, Gummistiefel, Sporttasche, alles mögliche, was ihn beschwert. Er bleibt trotz gegenseitiger Sympathie reichlich distanziert allen Menschen gegenüber. Als die Familie mit Jesse zurück in den Alltag abreist, bleibt Markus. Er bringt das abgetakelte Hotel so weit in Ordnung, dass es den Winter überstehen kann. Sich selbst reduziert er immer mehr, fast rauschhaft entfernt er alles, was zu einem Leben gehört, selbst vor seinem Ausweis, Kredit- oder Krankenkassenkarten macht er nicht halt. Auch das Zeichnen hat er aufgegeben. Er will wissen, was übrig bleibt. „Es war nicht die bekannte Geschichte. Es war etwas anderes. Es war ernst. Es ging um die Frage, ob das noch ein Leben war oder nicht bloß die Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen. Die Antwort, erstaunlich, war einfach: Finde es heraus.“

Ganz klein aber brennt in ihm eine Flamme: beim Einkaufen in einem Supermarkt fällt im ein Foto auf, das die Kassiererin sich in ihre Kabine geheftet hat, darauf zwei lachende Frauen, die eine zweifellos die Kassiererin, die andere seine Schwester Ira. Lachend, lebensfroh, gesund. Er kann den bohrenden Fragen nicht widerstehen: ist sie es, war sie es? Wann, wo? Ein dünner Faden, der ihn noch ans Leben bindet. Ob der Markus halten kann?

Ein Gespinst aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Liebe und Verzweiflung, aus genauen Beobachtungen und flüchtigen Gedanken. Meisterhaft erzählt ohne Pathos, ohne Erklärungen, ohne Schonung.

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