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Henning Mankell: Die italienischen Schuhe; DTV 2/2011

Veröffentlicht am 17.01.2015

Ich bin mir ziemlich sicher, alle Kriminalromane von Mankell gelesen zu haben. Weil sie gut geschrieben, ungeheuer spannend sind und zudem die Wirklichkeit eines einzelnen Menschen und die Befindlichkeit eines Landes abbilden. Keiner, der nur die Fernsehfilme, die daraus gemacht wurden, kennt, kann sich ein Bild von diesem großartigen Autor machen. Wer gute Bücher liebt, sollte sich diese Filme sparen.

Nun aber zu den italienischen Schuhen. Spannend, oft bedrückend, aber kein Kriminalroman. Da lebt der ehemalige Arzt Fredrik Welin seit zwölf Jahren auf einer kleinen Insel in den Schären. Die Beschaulichkeit seines Alltags zeigt manchmal den Charakter einer Selbstbestrafung und manchmal den einer lebenslangen Flucht. Welin lebt da im Häuschen seiner Großeltern mit seiner Katze und seinem Hund, einem Loch im Eis für das morgendliche Bad, einem Ameisenhügel im Wohnzimmer und den wenig freundlichen Unterhaltungen alle paar Tage mit seinem Postboten. Das mag nach einer Posse klingen oder einer Story, die nicht allzu ernst genommen werden kann. Zugegeben, in der Geschichte sind viele erstaunliche, makabre und außer-gewöhnliche Menschen und Vorkommnisse. Gleichzeitig aber ist die Geschichte von fast brutaler Realität, von sezierendem Blick auf seelische Vorgänge.

Natürlich wird die Beschaulichkeit gestört. Die Vergangenheit greift mit langem Arm nach der Gegenwart und zerkratzt ihr das Alltagsgesicht. Sie ist unleidlich, ungeduldig und duldet keinen Aufschub. In ihrer Hartnäckigkeit bedrängt sie Welin so sehr, dass selbst die jahrzehntelang unterdrückten Sehnsüchte Morgenluft wittern. Fredrik Welin hat keine Chance mehr auszuweichen. Er hat die Chance, das Leben wieder mit zu leben. Ob er sie ergreift?

 

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