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Mario Soldati: Die grüne Jacke (Klett Cotta)

Veröffentlicht am 22.01.2015

Ein ehemaliger Impresario erzählt die Geschichte des berühmten Dirigenten W.

Für die Aufführung des „Othello“ hatte er ihn verpflichtet, glücklich, mit ihm, den er schon von früher kannte, nun eine so internationale Koryphäe zu gewinnen.

Schon bei der ersten Probe gerät der berühmte Mann, jedesmal beim Einsatz der Pauke, mit dem Taktstock ins Stocken. Drei mal. Bis er schließlich nicht nur die Probe, sondern seine gesamte Verpflichtung absagt. Krank sei er. Der Impresario eilt misstrauisch ans Krankenbett. Tatsächlich entlockt er W. die Geschichte hinter der „Krankheit“.

Die geschah dem Juden W. 1944 auf seiner Flucht über die Front. Er suchte in einem Kloster Unterschlupf, wo er auf einen ebenfalls flüchtigen,aufgeblasenen Menschen trifft, der behauptet, Kapellmeister zu sein. Zuerst, um die eigene Tarnung nicht auffliegen zu lassen, bestärkt W. den Herrn Kapellmeister in seiner Selbstdarstellung. Allerdings wird ihm die Aufrechterhaltung des eigenen Gebarens – gespeist aus mühsam unterdrücktem Spott, aufflackerndem Hass, aber auch überraschender Zuneigung – täglich schwerer. Je länger die beiden Männer auf den gleichen Bogen des Schicksals gespannt bleiben, umso mehr begreift W., welche Demütigung er, zwar still und ungesagt, er dem Herrn „Kapellmeister“ antut. Ein Zustand, der ihn zunehmend belastet.

Eine meisterhaft erzählte Geschichte. Gekauft hatte ich das Büchlein, weil es den gleichen Titel trägt wie meine eigene Kurzgeschichte in dem Band „Der Geschmack verlorenen Glücks“, hrsg. von Maria Zaffarana (ISBN 978-1-502-46777-5) http://www.mariazaffarana.de/pressemitteilung/.

Bei einem Vergleich der beiden Geschichten zöge ich deutlich den kürzeren. Trotzdem geht es in beiden um Identität, wirkliche, verlorene, betrauerte.

 

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