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Michel Bergmann. Weinhebers Koffer.

Veröffentlicht am 24.10.2015

Edition Kattegat, 144 Seiten. Halbleinen. ISBN 9783038200161

Wer kennt die Situation nicht: ein geliebter Mensch hat Geburtstag, man ist viel zu spät dran, sich nach dem ultimativen Geschenk umzusehen, macht sich aber verbissen auf die Suche. Genau so findet Elias Ehrenwerth in einem Trödelladen einen alten Koffer. Er greift zu:

„Der Koffer war groß, rötlichbraun, aus robustem Leder mit einem Gurt, messingfarbenen Schlössern und kräftigen hellen Nähten. Ich bemerkte die ovalen, quadratischen oder dreieckigen Aufkleber: Dorchester, London konnte ich erkennen, Hotel Palacio, Taormina; Vier Jahreszeiten, Hamburg; Principe de Savoia, Milano; George V, Paris; Danieli, Venezia; König von Ungarn, Wien. Der alte Koffer hatte schon einiges gesehen von der feinen Welt. Und dann entdeckte ich unter dem Griff zwei goldgeprägte Initialen: LW. – L.W. Lisa Winter! Es gab einen Gott!“

Lisa Winter ist der Name der geliebten Frau. Elias ist der festen Überzeugung, ein geradezu geniales Geschenk gefunden zu haben. Neugierig, wie Journalisten nun mal sind, und auch, um den Koffer in bestmöglichem Zustand zu verschenken, untersucht er ihn zuhause und entdeckt in einem gerafften Stoffseitenfach eine alte Visitenkarte mit dem Namen Leonard Weinheber.

Die Freundin muss sich mit Blumen, Buch und Pralinen zufrieden geben, weil Elias das Schicksal des Koffers nicht mehr los lässt. Das führt ihn zu einem jungen Araber, dann nach Israel, mitten hinein in die Verbitterung zwischen Palästinensern und Juden, mitten hinein in beklemmende jüdische Schicksale in Deutschland während der 30er Jahre.

Das Büchlein ist klein und die Seitenzahl überschaubar. Meisterhafte Lebensskizzen von Arabern, Deutschen, aber vor allem Juden von gestern und heute vereint der Autor in der Geschichte um Weinhebers Koffer und erzeugt gleichzeitig den Eindruck, unendliche Zeitspannen zu begehen und zahllosen Menschen zu begegnen.

Ein literarischer Edelstein.

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